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Unser Reisebericht von Madagaskar

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Madagaskar

Unser Reisebericht von Madagaskar

Madagaskar – was für ein Land!

Diesen Sommer war es endlich so weit. Schon seit 5 Jahren liegt er mir mit diesem Wunsch in den Ohren! Jetzt endlich ging ein langgehegter Traum von Thomas in Erfüllung und wir besuchten für zwei Wochen Madagaskar, den zweitgrössten Inselstaat der Welt. 

Früh morgens ging es vom Flughafen Zürich mit der Air France via Paris nach Antananarivo, die Hauptstadt von Madagaskar. Die Reisedauer betrug rund 14 Stunden. Fast hätten wir in Paris unseren Anschlussflug nach Madagaskar verpasst, da die Abflugzeit in Zürich verschoben worden war und wir dann auch noch verspätet starteten. Doch mit einer kleinen sportlichen Spurt-Einlage quer durch den Pariser Flughafen, waren wir die Letzten, die noch an Bord konnten.

Spätabends um 22.00 Uhr kamen wir in Antananarivo an, doch leider ohne unser Gepäck, dieses hatte es in Paris nicht mehr rechtzeitig auf den Flieger geschafft! Damit haben wir aber wohlweislich in Paris schon gerechnet. Zum Glück hatten wir bereits einige Kleidungsstücke, für eben genau einen solchen Fall, in unser Handgepäck umgeladen. In Tana, wie die Hauptstadt liebevoll von den Einheimischen genannt wird, wurden wir von einem Fahrer in das Hotel gebracht. Müde, aber mit viel Vorfreude auf den nächsten Tag, gingen wir dort gleich schlafen.

Am nächsten Morgen ging es nach einem schmackhaften Frühstück zuerst in einen kleinen Shop. Dort konnten wir uns mit dem Nötigsten eindecken, da unser Gepäck Madagaskar erst spätabends erreichen würde. Wir hatten aber bereits um die Mittagszeit einen kurzen Inlandflug an die Westküste auf dem Programm und würden dann erst in 3 Tagen wieder in Tana sein können, um unser Gepäck abzuholen. Nach dem Einkauf ging es dann also direkt zum Inlandsflughafen, wo wir auf unseren Flug warteten.

Um 12.30 Uhr sollte eigentlich unser Inlandflug nach Morondava gehen und nun war bereits 14.00 Uhr, aber hey, das ist Afrika und auf das haben wir uns eingestellt. Vorsorglich habe ich mich mit vier Büchern zum Lesen eingedeckt, um genau solche Wartezeiten etwas spannender zu gestalten. Damals wusste ich noch nicht, dass ich alle vier Bücher in den zwei Wochen auch wirklich lesen würde. Um 14.15 Uhr wurde es dann plötzlich hektisch am Flughafen, denn unser Flug wurde einfach gestrichen und auf den nächsten Morgen verschoben. Nach langem Warten wurden wir dann von unserem Fahrer wieder vom Flughafen abgeholt und machten, als Plan B, eine kleine Stadtrundfahrt durch Tana, bevor wir am Abend bei einem neuen Hotel abgesetzt wurden.

Das Positive an der ganzen Geschichte war, dass wir am Abend nun wenigstens unser Gepäck in Empfang nehmen konnten und schon einen ersten Eindruck von der Hauptstadt, in welcher wir uns gerade befanden, bekommen konnten. Madagaskar ist geprägt von einer grossen Armut, leider gehört es auch zu den ärmsten Ländern weltweit. Es fehlt bedauerlicherweise an vielen Dingen, die wir hier in Europa als selbstverständlich ansehen. Funktionierende Infrastruktur, Strassen, Schuhe zum Laufen, Häuser zum Leben, Schulbildung und Sicherheit. Unser Fahrer erklärte uns, dass man lieber nicht einfach so in die Stadt geht und falls doch, man keinesfalls Gegenstände mitnehmen sollte (kein Geld, Schmuck, Uhren, Handy etc.). Nicht einmal die lokale Bevölkerung laufen mit Geld in der Tasche herum, da einem alles Mögliche gestohlen wird. 

Hier gilt es aber zu ergänzen, dass wir uns auf der ganzen Reise durch Madagaskar immer sehr sicher gefühlt haben. Nur in der Hauptstadt blieben wir sehr vorsichtig und gingen nie mit Wertsachen oder viel Geld aus dem Hotel. Bei den vielen schönen Begegnungen auf der Reise wurden wir jedoch stets sehr herzlich empfangen und durften am lokalen Leben der sehr fleissigen, wie auch fröhlichen Madagassen teilhaben

In Tana blieben wir dann am Abend brav in unserem Hotel und gingen früh zu Bett, da unser verschobener Flug bereits am Morgen um 5.30 Uhr ging.

Bei völliger Dunkelheit und mit einer Frühstücksbox ausgestattet stiegen wir um 4.00 Uhr früh in das Auto unseres Fahrers und wurden wieder zum gleichen Flughafen gebracht. Zum Glück ging dieses Mal der Flug, sogar 20 Minuten früher als geplant. Später erfuhren wir dann, dass die Madagaskar-Airline nur zwei eigene Flugzeuge im Einsatz hat und von den Madagassen nur «maybe-Airline» (Vielleicht-Airline) genannt wird. Dies, weil es nie sicher ist, ob und wann sie überhaupt fliegt. Nach einem rund 1.5-stündigen Flug kamen wir um 9.00 Uhr sicher in Morondava an. Ganz herzlich wurden wir von unserem lokalen Fahrer Henry empfangen und zu unserem Hotel gebracht.

Nach einem frischen Saft und einem Kaffee ging es mit einem kleinen Fischerboot auf Erkundungstour. Dem Flusslauf folgend machten wir viele Entdeckungen, vorwiegend von heimischen Vögeln und landeten an einem schönen Sandstrand.

Am Meer angekommen ging es dann zu Fuss am wunderschönen Strand entlang weiter, wo wir die ankommenden Fischer begrüssten und deren Tagesfänge bestaunten. Immer mehr Dorfbewohner des kleinen Fischerdorfs fanden sich bei den ankommenden Fischern ein. Alle mit grossen Körben voll mit Zuckerrohr und anderen Früchten. Tauschhandel gehört hier zu der Tagesordnung. In diesem Fall Fisch gehen Zuckerrohr.

Vom Strand aus besuchten wir dann noch das nahegelegene Fischerdorf mit seinen schönen Häusern aus Lehm und Stroh. Das Leben hier draussen auf dem Land ist wohl einfach, aber sehr familiär und herzlich.

Am späteren Nachmittag machten wir uns dann zusammen mit unserem Fahrer, über eine Schotterstrasse, auf zu der Baobab-Allee. Dort angekommen genossen wir mit einem Drink und Häppchen den beindruckenden Sonnenuntergang und die Schönheit der Landschaft. Neben uns gab es vielleicht noch ca. 15 andere Touristen, die den Sonnenuntergang bestaunten. Wir hatten mit viel mehr Besuchern gerechnet und waren positiv überrascht.

Baobab-Allee

Die eindrucksvolle Landschaft zieht Reisende aus der ganzen Welt an und macht die Allee zu einem der meistbesuchten Orte in der Region. Entlang der Allee sind auf einem etwa 260 m langen Abschnitt noch so 20 bis 25 Bäume von etwa 30 m Höhe erhalten, die Art Adansonia grandidieri, die auf Madagaskar einheimisch ist. Zwischen 20 und 25 weitere Bäume dieser Art wachsen in den nahen Reisfeldern und Wiesen. Die bis zu 800 Jahre alten Baobab-Bäume, die hier als Renala (madagassisch für "Mutter des Waldes") bekannt sind, zeugen noch von den dichten tropischen Wäldern, die einst auf Madagaskar gediehen. Die Bäume ragten ursprünglich nicht über die karge Buschlandschaft, sondern standen in einem dichten Wald. Im Laufe der Jahre, als die Bevölkerung des Landes wuchs, wurden die Wälder für die Landwirtschaft gerodet, sodass nur die Baobab-Bäume übrigblieben, welche die Einheimischen sowohl aus Respekt als auch wegen ihres Wertes als Nahrungsquelle und Baumaterial erhalten hatten. Das Gebiet ist kein Nationalpark, und die Bäume sind durch weitere Abholzung, Abwasser von Reisfeldern und Zuckerrohrplantagen sowie durch Busch- und Waldbrände bedroht.

Trotz seiner Beliebtheit hat das Gebiet weder ein Besucherzentrum, noch verlangt es Eintrittsgelder und die Anwohner erhalten nur geringe Einnahmen aus dem Tourismus.

Am nächsten Tag ging es früh morgens los, auf eine 8-stündige Autofahrt Richtung Antsirabe. Dazwischen hatten wir immer mal wieder die Gelegenheit kurze Zwischenstopps zu machen, um die Aussicht auf die Reisfelder, die Berge und die traditionellen Dörfer des Hochlandes zu geniessen. Madagaskar ist ein sehr grünes und fruchtbares Land. Von den Einwohnern wird überall von Hand Reis angebaut und geerntet. Die Felder werden nicht von Maschinen oder Tieren (z.B. Wasserbüffeln, wie in Asien oder Indonesien) geackert, sondern alles von Menschenhand mit einem Spaten. Dies war eindrücklich zu sehen, wie fleissig jeder Einzelne hier ist. Während die Männer die Reisfelder umackerten oder Ziegelsteine herstellten, waren die Frauen meist nicht weit weg am Kleider waschen, Gemüse anpflanzen oder an Strassenständen verschiedene Sachen am verkaufen. Der meiste Reis, welchen die Einwohner anpflanzen, wird als Exportprodukt verkauft. Sie selbst kaufen dann für sich zum Kochen günstigeren Reis z.B. aus Pakistan ein. Überall den Strassen entlang befinden sich bunte Stände mit frischem Gemüse und Früchte zum Kaufen.

In Madagaskar kann man sich nicht einfach so ein Auto mieten und selbst eine Rundreise machen. Denn durch die nicht vorhandenen Strassen ist das schlichtweg unmöglich. Du kannst nicht einfach geradeaus oder auf der einen Strassenseite fahren. Die «Strasse» bröckelt überall auseinander und ist übersäht mit sehr grossen und tiefen Schlaglöchern. Oft sieht man Kinder, aber auch Erwachsene, mit einer Schaufel ausgestattet, die versuchen die grossen Schlaglöcher mit Erde aufzufüllen. Sie wollen damit das Autofahren etwas angenehmer machen. Gleichzeitig können sie so etwas Geld verdienen, durch Leute die ihnen etwas Kleingeld zum Autofenster rauswerfen.

Am späten Nachmittag erreichten wir Antsirabe und unser Hotel. Es gibt in Madagaskar ausserhalb der Hauptstadt nur wenige Hotels, die dem europäischen Standard entsprechen. Gegessen haben wir hauptsächlich vegetarisch, meist Gerichte mit Reis, Kartoffeln, Gemüse und oft auch Suppen als Vorspeise. Ein paar Fleischgerichte haben wir zu Beginn ausprobiert, aber es dann sehr schnell aufgegeben. Ein typisches traditionelles Gericht ist z.B. Ravitato. Hierfür kocht man zerstossene Maniokblätter, Öl und Fleisch (Zebu oder fettes Schweinefleisch) über einem Holzkohlefeuer und serviert das fertige Gericht mit Reis. Ravitato gilt als Lieblingsgericht der Madagassen, wie man die Einheimischen hier nennt. Wir haben dieses Gericht auf dringliche Empfehlung unseres Fahrers einmal bestellt und probiert, denn die zerstossenen Maniokblätter sehen aus wie Spinat. Und naja was soll ich sagen, es sieht aus wie Spinat aber es schmeckt, als ob man gekochten Schwarztee essen würde und ist sehr bitter. Wir haben es danach nie mehr bestellt.

Am nächsten Tag ging es frühmorgens auf Entdeckungstour durch Antsirabe. Auf einer kurzen Fahrt mit einer für diese Stadt typische Rikscha wurden wir gediegen durch die Stadt transportiert. Danach ging es zu einer Zebuhorn-Werkstätte, in welcher aus Zebuhörnern verschiedene Dekorationsgegenstände oder Kochzubehör hergestellt wurden.

Nach der Besichtigung einer lokalen Edelstein-Verarbeitungsstätte und dem Besuch des heimischen Marktes haben wir etwas später die Stadt Antsirabe verlassen. Zusammen mit unserem Fahrer Henry ging es dann in Richtung Andasibe (nicht zu verwechseln mit Antsirabe, hier heisst einfach alles fast gleich). Die Vorfreude auf Andasibe war gross, denn Andasibe liegt inmitten des Regenwaldes, wo die bekannten Lemuren wohnen. Eine Affenart, welche nur in Madagaskar lebt.

Auf der Fahrt dorthin ahnte wohl noch niemand von uns, dass es heute zu zwei Pannen mit unserem Auto kommen würde.

Während der Fahrt in Richtung des Regenwaldes von Andasibe zogen sich am Himmel immer mehr Wolken zusammen. Meist hatten wir den Tag hindurch Temperaturen zwischen 24 – 34 °C und in der Nacht kühlte es dann recht ab und es waren nur noch 14°C. Es begann ein wenig zu regnen und plötzlich war ein dumpfes, gleichmässiges Geräusch auf der rechten Seite unseres Autos zu hören. Mitten auf einer steilen Strasse war uns ein Reifen geplatzt. Wirklich überrascht hat uns das bei diesen schlechten Strassenverhältnissen aber eigentlich nicht. Ich wurde erst etwas nervös, als unser Fahrer uns mitteilte, dass er erst einmal in seinem Leben einen Reifen gewechselt hätte. Für uns war es wirklich das erste Mal. Und während unser Fahrer zusammen mit Thomas versuchte, das kaputte Rad abzumontieren, kümmerte ich mich darum, dass wir dieses Erlebnis nie vergessen werden und machte Fotos und Videos. Jeder tut halt, was er kann.

Dank eines lieben Anwohners, welcher gleich neben unserem stehen gebliebenem Auto wohnte, funktionierte es dann und wir konnten nach einer Stunde wieder weiterfahren.

Das Wetter wurde immer schlimmer, die Strassen immer rutschiger und man wusste nie, wie tief das nächste, mit Wasser gefüllte Schlagloch wohl sein wird. Der Verkehr nahm zu und die Strasse wurde kurviger und steiler. Ein Lastwagen stand plötzlich quer über der ganzen Strasse. Unser Fahrer versuchte zwar noch zu bremsen, doch unser Auto rutschte auf der nassen Strasse. Es kam zur Kollision und es entstand ein Blechschaden. Uns selbst passierte zum Glück nichts. Doch für unseren Fahrer brach eine Welt zusammen. Er weinte und hatte Angst, dass er jetzt seinen Job verlieren wird. Wir versuchten ihn zu beruhigen. Denn am Auto war nicht sehr viel kaputtgegangen, nur das eine Licht und etwas Blechschaden. Wir konnten problemlos weiterfahren. Etwas später telefonierten wir dann mit dem Chef unseres Reisebüros und dem Chef von Henry, unserem Fahrer. Wir schilderten den Vorfall ganz genau und alles war geklärt.

Durch diese beiden Pannen kamen wir zwar zwei Stunden später bei unserem Hotel an, aber dafür war uns nichts passiert. Unser Henry hatte sich allmählich auch wieder etwas beruhigt und wir luden ihn am Abend zum Essen in unser Hotel ein. Er hatte zum Glück keinen Ärger von seinem Chef bekommen für diesen kleinen Unfall. Ausserdem hat er nach wie vor seinen Job dort behalten können, das war uns auch sehr wichtig.

Nach dieser, etwas anstrengenden und abenteuerlichen, langen Autofahrt, waren wir sehr froh nun endlich für die nächsten zwei Tage im Regenwald angekommen zu sein und gingen müde schlafen.

Mit der Sonne am nächsten Morgen standen wir auf und bewunderten unsere Aussicht vom Pool aus. Was für ein schöner Ort. Unser Hotel war mitten im Regenwald auf einem kleinen Hügel und man hatte eine wunderschöne Aussicht über die Wälder und die atemberaubende Natur. Zum Baden in diesem wunderschönen Pool war es dennoch zu kühl, denn im Sommer herrscht hier in Madagaskar Winterzeit (ca. 20-25°C tagsüber). 

Nach einem sehr leckeren französischen Frühstück ging es für uns um 7.30 Uhr los. Ausgestattet mit Moskitokleidern und eingesprüht mit Antibrum ging es zu Fuss auf in das Analamazaota-Reservat. Dort wurden wir ganz herzlich von Jackie, einer lokalen Reiseführerin, begrüsst. Sie machte sich zusammen mit uns auf die Suche nach den wild lebenden Lemuren hier im Regenwald. Es gibt so viele verschiedene Lemuren-Arten. Wir haben aber nach dem grössten Lemur Madagaskars, dem berühmten "Indri Indri", Ausschau gehalten (der Schwarz-Weisse). Dieser Lemur ist an diesem Ort einheimisch und hat sein Emblem gemacht. Und schon nach kurzer Zeit haben wir die ersten Exemplare in den Bäumen gesehen. Die Tiere leben hier in der freien Natur. Während der fast vierstündigen Entdeckungsreise im Regenwald verging die Zeit wie im Flug. Wir hatten das Glück, viele verschiedene Lemurenarten beobachten zu können.

Das Schöne an Madagaskar sind die wenigen Touristen. Egal, wo man sich befindet, man ist fast immer alleine unterwegs.

Unser Reisebüro hat uns empfohlen, keine grosse Kamera mitzunehmen. Und so waren wir nur mit unseren Handys ausgestattet. Also alle Bilder, auch die hier im Blog, wurden mit unseren Handys aufgenommen. Jedoch muss ich im Nachhinein sagen, dass es wirklich kein Problem wäre, eine grosse Kamera mitzunehmen, ausser vielleicht in der Hauptstadt. 

Da die Lemuren-Äffchen zum Glück nicht sehr scheue Tiere sind, kann man diese, mit etwas Geduld, auch aus der Nähe beobachten und fotografieren. Mann braucht auch überhaupt keine Angst vor diesen wunderschönen Tieren zu haben, denn sie würden einem nicht angreifen, beissen oder einem irgendwelche Sachen wegnehmen. 

Da die Lemuren immer in Familiengruppen unterwegs sind, ist immer etwas los. Sie springen, klettern, essen, kreischen und spielen miteinander. Es ist so schön, die Lemuren zu beobachten. Am liebsten hätte ich natürlich alle nach Hause genommen, so süss sind sie.

Nach diesem unglaublichen Erlebnis ging es für uns zurück in das Hotel zum Mittagessen. Das Hotel gehört einem Franzosen und war eines der schönsten Hotels auf unserer ganzen Reise. 

Dass Madagaskar früher einmal eine französische Kolonie war, merkt man nach wie vor gut. Sowohl in der Sprache als auch beim Essen. Viele lokale Madagassen können kein englisch, sondern wenn überhaupt dann nur französisch. Alle unsere lokalen Guides konnten jedoch hervorragend englisch. In den Restaurants mussten wir uns jedoch regelmässig mit französisch verständigen, da man uns sonst nicht verstanden hätte.

Nach dem leckeren Mittagessen ging es für uns wieder zurück in den Regenwald. Wir wollten noch mehr Lemurenarten, wie die braunen Lemuren, Bambuslemuren oder den goldenen Lemur entdecken. Neben den vielen Lemuren, haben wir natürlich auch diverse Vögel, Chamäleons, kleine Schlangen und interessante Pflanzen gesehen.

Am Abend machten wir uns dann noch zu einer Nachtwanderung durch das Voimma-Reservat auf. Im stockdunkeln machten wir uns hinter Jackie, mit einer kleinen Taschenlampe ausgestattet, auf die Suche nach dem kleinsten hier lebenden Lemur. Der Mauslemur ist wirklich nur so klein, wie eine Maus und schwierig zu finden, da er nachtaktiv ist und tagsüber schläft. 

Für Reptilien- und Amphibienliebhaber bietet das Reservat ebenfalls etwas. Entlang seines kristallklaren Flusses gibt es unzählige Frösche und verschiedene Chamäleons, welche ihren Unterschlupf im Wald finden. Dies ist auch ein Ort, an dem der einzigartige satanische Blattschwanzgecko zu finden ist. Ich muss sagen, es war definitiv ein spannendes Erlebnis so im Dunkeln durch den Regenwald zu spazieren und nach Tieren Ausschau zu halten. Ich war aber schon sehr froh, waren wir nicht alleine, sondern mit jemandem unterwegs, der sich in der Gegend auch auskennt. Auf unserem nächtlichem Spaziergang haben wir dann auch wirklich Mauslemuren, Chamäleons und Geckos gesehen. Zum Glück wusste Thomas damals noch nicht, wie viele grosse und kleine Schlangen es hier hat, denn diese Tiere mag er gar nicht.

Am nächsten Tag ging es für uns zurück Richtung Hauptstadt Antananarivo. Dazwischen machten wir mehrere Stopps, um die Landschaft zu bewundern und einen zusätzlichen Halt auf einer Schmetterlingsfarm für Peyrieras. 

Es handelt sich um ein kleines, privatgeführtes Reservat in Marozevo, zwischen den Städten Manjakandriana und Moramanga. Es wurde von dem französischen Entomologen und Naturforscher André Peyriéras gegründet, weshalb es auch als Reservat Peyrieras bekannt ist. Die Sammlung umfasst zahlreiche Reptilien (Chamäleons, Leguane, Geckos, Frösche), Batraciens (Fledermäuse) und Papillons (Schmetterlinge). Hier kann man die verschiedenen Reptilien aus nächster Nähe sehen und beobachten. 

In Antananarivo angekommen, verabschiedeten wir uns von unserem Fahrer Henry. Denn am nächsten Tag würden wir einen kurzen Inlandflug Richtung Nosy Be in den Norden von Madagaskar machen und dort für mehrere Tage verweilen. 

Der Flug nach Nosy Be wurde vom Mittag auf den frühen Abend verschoben. So blieb uns keine andere Möglichkeit, als im Hotel etwas zu lesen, am Laptop zu arbeiten und E-Mails zu beantworten. Doch, wenn wir ein Wort von Madagaskar gelernt haben, dann ist es mora mora. Was so viel wie langsam langsam bedeutet. 

Am Abend ging es dann endlich los nach Nosy Be, einem Archipel kleiner Inseln vor der Nordwestküste Madagaskars. Die Insel ist bedeckt mit Zuckerrohrfeldern, Kaffee, aber auch Sesam, Reis, Kakaobäumen, Vanille, Mais, Süsskartoffeln und Maniok. Die um 1910 angefangenen Plantagen mit Ylang-Ylang-Blüten, verdankt die Insel auch den Spitznamen "Insel der Parfüms". 

Da sich unser Hotel direkt am Meer befand, haben wir hier fast jeden Tag ein Fischgericht mit Reis, Kartoffeln oder Gemüse genossen. Wir hatten zum Glück nie Probleme mit dem Essen, da wir immer geschaut haben, dass entweder gekocht, gebraten oder geschält worden war. Wir verzichteten auf Eis im Wasser, Cocktails, Desserts und Salate. Unserer Figur hat Madagaskar sicherlich gutgetan. Doch in Madagaskar sucht man vergebens nach gutem Wein oder Kaffee, obwohl Kaffee in Madagaskar angebaut wird. Diesen haben wir sehr vermisst.

Dort in Nosy Be machten wir drei Tage Strandurlaub mit Schwimmen und Tauchen. Bevor es dann weiter auf Entdeckungsreise auf die verschiedenen umliegenden Inseln ging. Hier besuchten wir verschiedene Vanille-, Ylang-Ylang- und Kakaoplantagen. Zudem gingen wir nochmals in den etwas tropischeren Wald auf die Suche nach weiteren Lemuren.

Das Highlight der Reise war selbstverständlich der Besuch der Kakaoplantagen in der Region Sambirano. Hier muss ich aufpassen, dass ich nicht zu stark ausschweife, denn allein über diese Region und den Besuch dort könnte ich mehrere Seiten füllen. Für uns ging es mit dem Boot in rund 1.5 Stunden von Nosy Be nach Ankify, wo unser Fahrer und der benötigte 4x4 SUV bereits auf uns warteten. Wieder auf dem Festland angekommen vergingen lediglich ein paar Minuten Fahrt und ich hörte schon einen übereuphorischen „Kakaobäume“-Ausruf von Thomas. Die ersten einzelnen Bäume waren im Wald ersichtlich und schnell gehörten dann Kakaobäume zum gewöhnlichen Landschaftsbild.

Die Region ist bekannt für sehr hochwertigen Kakao und unterschiedliche Plantationen bauen hier Kakao an. Wir hatten die Plantation Millot als Ziel, diese liefert ihre Kakaobohnen exklusiv an Valrhona und ist äusserst professionell aufgebaut. Wir hatten noch selten eine Plantage mit dieser Infrastruktur und dem lokalen Wissen besucht, aber Eins nach dem Anderen. Nach einer sehr kurzen Zeit, effektiv waren es wohl etwa 45 Minuten, gefühlt, mit den vielen Kakaobäumen zum Anschauen, eher 10 Minuten, erreichten wir das Zentrum der Plantage. Wir hatten uns auf dem Weg sogar kurz verfahren, denn die Plantage ist mit über 600 Hektaren nur unbedeutend kleiner als die Gemeinde Adliswil (rund 780 Hektaren). 

Dort angekommen starteten wir gleich mit der Führung durch die Plantage, wobei wir beim Forschungszentrum und der Zucht der Setzlinge begannen. Von dort kamen wir dann, wegen den vielen Rückfragen von Thomas, kaum wieder weg, denn er wollte natürlich alles ganz im Detail wissen. Später wurden uns auch die ganzen anderen einheimischen Pflanzen gezeigt, sowie die vielen diversen Anbauprodukte. Denn Monokulturen sind hier glücklicherweise keine anzutreffen. Es wird möglichst ausgewogen und mit viel Strategie und Wissen gefällt, aufgeforstet und neubepflanzt. Dabei wird auch die unterschiedliche Lebensdauer der Bäume sowie die Dauer bis zum Erreichen des Erntealters berücksichtigt. Das Ernten haben wir leider nicht mehr gesehen, dafür waren wir zu spät dran, denn dies wird immer in den frühen Morgenstunden gemacht. Jedoch war ein Teil der Fermentationsboxen im Einsatz und so konnten wir den Fermentationsprozess direkt live miterleben. Bisher haben wir es meist nur in der klassischen und eher rudimentären Version gesehen. In Haufen am Boden, umhüllt mit Bananenblättern. Hier war aber ein ganzes Gebäude mit den Fermentationsboxen ausgestattet und der ganze Fermentierungsprozess wurde streng nach Protokoll durchgeführt. Je nach Saison werden den Bohnen noch zermantschte Bananen beigegeben, um ein zusätzliches Aroma einzubauen. Die Trocknung fand auf ausziehbaren Holztischen statt, die bei Regen sofort in ein überdachtes Gebäude geschoben werden können. Sonst werden die Bohnen meist einfach auf dem Boden getrocknet. Also auch in diesem Bereich fortschrittlich und auf die bestmögliche Qualität der Bohne ausgelegt. Gewisse Bereiche der Plantage haben wir dann etwas ausführlicher besuchen dürfen und erfahren, dass die klimatischen Bedingungen der Region wirklich einmalig sind. Zusammen mit der Berglandschaft entstand so, wieder erwarten, ein perfektes Gebiet für den Kakaoanbau. Denn es ist dort viel tropischer als sonst auf Madagaskar. Der Äquator ist eigentlich schon fast etwas zu weit weg für den traditionellen Kakaoanbau. Kein Wunder also, dass praktisch alle edlen Kakaoverarbeiter eine Couverture aus den Bohnen der Sambirano-Region produzieren. Denn diese Schokolade ist sehr fruchtig, vollmundig und beinhaltet eine eher leichtere Säurenote. 

Sambirano ist gleichzeitig auch der Name des Flusses, der in den Bergen entspringt und sich durch die Region mäandriert, bevor er ins Meer mündet. Der Fluss ist die Lebensader der ganzen Region. Deshalb auch die Namensgebung. Der zweite grosse Punkt auf unserem Programm, war natürlich die Besichtigung einer Vanilleplantage. Denn wir haben bisher noch nie Vanille in grösseren Mengen gesehen, nur einzelne Pflanzen in Parkanlagen oder zur Veranschaulichung. Entsprechend war es aussergewöhnlich zu sehen und zu erfahren, wie Vanille wächst und wie aufwendig der Prozess dahinter ist. Die Weiterverarbeitung der rohen, zur verkaufsbereiten Schote konnten wir leider nicht live sehen, da zu dem Zeitpunkt keine Saison war. Aber es war faszinierend zu sehen, wie die Pflanze kultiviert wird und dass es eigentlich nur eine „Schlingpflanze“ ist, welche den Stamm eines anderen Baumes benötigt, um zu gedeihen. Auch ist die Aufzucht recht einfach. Man schneidet einfach den oberen Teil der Pflanze ab, etwa die Länge von 3-4 Blättern und pflanzt diese wieder in den Boden ein. Natürlich haben wir uns vor Ort auch mit Vanilleschoten für den Heimgebrauch eingedeckt. Die sind einfach fantastisch.

Auf dem Rückweg haben wir einen Abstecher in eine Destillerie gemacht, denn dort werden neben Kräuterölen auch Essenzen für die Parfümindustrie hergestellt. Wer von Euch kennt den „Ylang-Ylang“ Baum? Auf lateinisch bekannt als Cananga odorata. Also wir kannten den Baum nicht, auch nicht das daraus gewonnene Öl. Das Parfüm jedoch, welches das Öl weltberühmt machte, kennt wohl jeder, es ist nämlich Chanel No 5. Der Baum ist auch nicht endemisch in Madagaskar aber die Franzosen brachten ihn von den Philippinen mit. Bis heute ist es im Norden und auf Nosy Be ein wichtiges Exportprodukt. Hier ein Bild von der gelben Blüte des Ylang-Ylang Baumes im Hintergrund,

Voller Eindrücke und spannenden Erfahrungen mussten wir dann die Region langsam wieder verlassen und uns auf den Rückweg machen. Der Abschluss der Reise war ein Tag im Urwald, mit weiteren Lemuren-Sichtungen sowie der Besuch eines weiteren Reservats in der Region Nosy Be. Dort hatten wir auch die Gelegenheit wild lebende Lemuren mit frischen Bananen zu füttern.

Im Regenwald haben wir dann zusätzlich zu den verschiedenen wild lebenden Lemuren auch viele unterschiedliche Schlangenarten gesehen. Mit 80 Arten ist die Schlangenfauna Madagaskars verhältnismässig stark vertreten. Die bekanntesten Schlangen Madagaskars sind die zu den Riesenschlangen zählenden Boas. Doch keine einzige Schlange Madagaskars zählt zu den Giftschlangen. Allgemein gibt es in Madagaskar zum Glück gar keine giftigen Tiere wie Schlangen, Frösche oder Spinnen. 

Im Regenwald ging ich voraus und sobald ich an Thomas rief, kuck hier eine grosse Schlange, machte er einen gigantischen Bogen um mich herum und stampfte mit lauten Schritten davon, damit möglichst keine Schlange in seine Nähe kommt.

Fazit: Madagaskar war für uns klar die Reise wert. Wir konnten viele Eindrücke und schöne Begegnungen mitnehmen und hatten die einmalige Chance die bekannte Kakaoanbauregion Sambirano zu besichtigen. Auch ist der Vanille von Madagaskar weltberühmt und den Anbau live vor Ort anzuschauen war ein geniales Erlebnis und schönes Gefühl. Auch haben mir die Lemuren natürlich extrem gefallen und viel Freude bereitet. Die Menschen waren überall sehr hilfsbereit und wir hatten interessante Begegnungen. Wir fühlten uns auch mehrheitlich sicher. Klar, Tana als Hauptstadt sollte mit ganz grosser Vorsicht genossen werden, aber sonst war es wirklich kein Problem. Als reines Reiseland würde ich es aber dennoch aktuell nicht empfehlen, denn die Reisezeiten von einem Ort an den nächsten sind wirklich lang und schon recht beschwerlich. Leider sind die Transportmittel, primär Flugzeuge, gar nicht zuverlässig, aber man ist leider meist alternativlos. So verliert man halt teilweise ganze Tage, an denen man kaum etwas besichtigen kann und einfach zu viel Zeit mit dem Transfer verbringen muss. Ich hoffe sehr, dass die neue Regierung, die im Herbst gewählt wird, mehr für ihr Volk machen kann, die Infrastruktur aufwertet und damit primär das Leben der Bevölkerung verbessert. Dies würde das Reisen auch massiv vereinfachen und ein besseres Erlebnis bieten können. Wenn ich meine subjektive Sichtweise wegen dem Kakao und Vanille weglasse, würde ich Madagaskar daher leider nicht als Reisedestination empfehlen. Besser man wartet noch ein paar Jahre zu und gibt dem Land etwas mehr Zeit für die Entwicklung. Dann würde ich mir einen erneuten Besuch auch überlegen. Ich hoffe sehr, dass Euch mein Reisebericht gefallen hat und über einen Kommentar würde ich mich mega freuen!

 
Veröffentlicht in: Wissenswertes, Allgemeine Themen

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Kommentare

  • Reisebericht
    Durch:Margaritta Eccel An November 13th 2023
    Bewertung:
    5.0

    Liebe Rebecca

    endlich habe ich deinen Reisebericht in Ruhe gelesen. Er ist unglaublich spannend geschrieben! Die vielen Fotos sind toll, es muss eine wunderbare Reise mit unglaublich vielen neuen Eindrücken gewesen sein.
    Vielen Dank das du eure Erlebnisse in diesem wunderbaren Bericht mit uns teilst.

    Das verfassen solcher Berichte scheint neben deinen tollen Schoggikreationen,ein weiteres Talent von dir zu sein :-)

    Liebe Grüsse, Margaritta

  • Reisebericht
    Durch:Heidi Knobel An October 9th 2023
    Bewertung:
    5.0

    Grüezi Frau Odermatt,

    herzlichen Dank für Ihren spannenden und wunderschön illustrierten Reisebericht. Es hat mich beeindruckt, dass die Madagassen in aufwendiger Arbeit Reis anbauen, selbst aber importierten Reis essen. Persönliche Gedanken - wie die Emotionen aller Beteiligten nach dem Unfall, oder Ihr Reise-Fazit - machen den Text sehr lebendig.
    Mir gefallen die schönen Fotos z.B. auch dasjenige mit dem grünen Chamäleon.

    Liebe Grüsse
    Heidi Knobel

    Beantwortet von: Rebecca Odermatt An October 9th 2023 Guten Tag Frau Knobel
    Besten Dank für Ihren Kommentar. Es freut mich sehr, dass Ihnen mein Reisebericht gefallen hat.

    Freundliche Grüsse
    Rebecca

  • Reisebericht
    Durch:Judith An October 9th 2023
    Bewertung:
    5.0

    Liebe rebbeca,
    Ich habe deine schilderungen mit großem interesse gelesen.
    Die fotos sind großartig !
    Danke für das teilen!
    Alles liebe judith

    Beantwortet von: Rebecca Odermatt An October 9th 2023 Das freut mich sehr :-) Vielen lieben Dank. Freundliche Grüsse Rebecca

  • Reisebericht Madagaskar
    Durch:Irene Traversa An October 8th 2023
    Bewertung:
    5.0

    Liebe Rebecca
    vielen herzlichen Dank für diesen tollen Bericht. Die Schilderungen waren so faszinierend zu lesen, danke, dass Du uns an eurer Reise teilhaben lässt. Auch die wunderbaren Bilder von der ganzen Reise sind sehr eindrücklich. Vielen Dank dafür. liebe Grüsse Irene Traversa

    Beantwortet von: Rebecca Odermatt An October 9th 2023 Liebe Irene, vielen Dank für das Feedback, es freut mich sehr, dass dir der Bericht gefallen hat! Süsse Grüsse Rebecca